DIY Booking: Die Sache mit den Gagenforderungen
Kaum ein Thema polarisiert so sehr unter Musikern im Amateur und Semi-Professionellen Bereich, wie die angemessene Gage für Live-Auftritte. Von „ich spiel an jeder Straßenlaterne“ bis hin zu „unter 2.000 Euro plus Spesen für meinen Instrumentenverschleiß, Fünf-Sterne Hotel und Gästeliste für 100 „Crew“-Mitglieder steh ich gar nicht erst auf“ ist alles vertreten in den Foren und Social Media-Gruppen zu dem Thema.
Dabei liegt bei diesen Diskussionen, die ich gerne schmunzelnd aus der Ferne genieße, die Lösung meist so offenkundig auf der Hand. Denn bei der inhabergeführten kleinen Event-Location, die sich zu 100% selbst finanziert, wird nun mal weniger Gage bezahlt als im öffentlich geförderten Konzertsaal. Und die junge Punkband, die ihre ersten Gehversuche auf öffentlichen Bühnen unternimmt kann natürlich nicht die gleichen Gagenforderungen stellen wie der ausgebildete Ensemble-Musiker.
Amateure, die ansonsten einem geregelten Beruf nachgehen, können andere Preise aufrufen, als das ein professioneller Musiker kann, der dieses Einkommen versteuern, oftmals in die Künstlersozialkasse einbezahlen und mit ihm seinen Lebensunterhalt bestreiten muss.
Nun fällt es an sich nicht schwer, die jeweilige Kategorie Musiker der jeweiligen Kategorie Location zuzuordnen. Hast du das erledigt, sind 90% der öffentlichen Diskussionen nämlich bereits hinfällig. Hat der Topf (Musiker) erst mal seinen Deckel (Venue) gefunden, ergibt sich schnell eine logische Schnittmenge der möglichen Verdienstmöglichkeiten und niemand macht dem anderen die Preise kaputt.
In den restlichen 10% der Fälle kann das natürlich schon vorkommen. Dies passiert meist im freien Markt für Event-Musiker. Hier ist die Diskussion aber an sich auch überflüssig, denn das Problem hast du in allen Märkten – wenn sich Dienstleister um die gleichen Jobs streiten, beginnt der Preiskampf – den kannst du mitgehen oder hältst die Preise hoch und überzeugst durch Qualität. Dann musst du einfach besser sein als die anderen und – das vergessen leider die meisten – das auch transparent für den Kunden darstellen.
Wer in diesen Diskussionen am lautesten schreit sind meist die, die kleine Qualität zum großen Preis verkaufen wollen und dann frustriert sind, dass sie keine bezahlten Jobs mehr bekommen. Wenn du dich jetzt angesprochen fühlst: Die Lösung liegt nicht darin, den Markt, die Veranstalter und die Musiker-Kollegen zu kritisieren, sondern darin, dein eigenes Angebot zu optimieren.
Bei Auftritten gilt es immer, zu unterscheiden, ob es sich um reine Dienstleistungstätigkeiten handelt, um das eigene Projekt, das man promoten will, oder ob man in einer Live-Band für bestimmte Künstler spielt.
Im Dienstleistungsbereich bewegen sich die Preise oft in ähnlichen Etappen, von Trauungen (ab 300,- €) über Hochzeiten/Events (500,- €) bis hin zu gut besuchten Straßenfesten (2.000,- €). Wenn du mit dem gleichen Set dann aber in der Metropole in der Kiezkneipe auftrittst, bekommst du oft nur einen Hut-Deal und eine Umsatzbeteiligung – hier ist Veranstalter eben nicht gleich Veranstalter!
Wer sich in die gängigen und empfohlenen Gagen für musikalische Dienstleistungen einlesen will, kann das hier tun.
Diese Preise gelten aber unter gar keinen Umständen für Auftritte mit dem eigenen Bandprojekt und deiner eigenen, noch völlig unbekannten Musik. Der Anfang ist Investitionsarbeit und man kann sich wertvolle Chancen verbauen, wenn man mit den gleichen Preisen in die Gagen-Verhandlungen geht, wie man sie auf einer Gala aufrufen würde. Showcases und Fernseh- bzw. Radiotermine sind manchmal unentgeltlich, Supportshows kosten sogar! In dem Fall bestimmt deinen Marktwert ausschließlich die Anzahl der zahlenden Konzertbesucher, die du anlockst.
Hier gilt es, Fingerspitzengefühl zu beweisen und immer situationsbedingt zu entscheiden, denn du willst anfangs etwas von dem Veranstalter – nicht umgekehrt!
Dieser Artikel stammt aus meinem Blog auf artsxmusic.com und ist ein Auszug aus meinem Buch „BOOKING BIBEL“ – Dein Weg zu mehr Gigs, mehr Gage, mehr Erfolg“