(GER/EN) Erreichen des Kursziels und pädagogische Integrität / Balancing Goals: Integrity in Language Teaching

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Deutsch

Erreichen des Kursziels und pädagogische Integrität

In einer Welt, in der die Zielerreichung über allem zu stehen scheint, findet sich mein Alltag als freiberufliche Deutschtrainerin in einer unerwarteten Zwickmühle wieder. Eine kürzlich erhaltene E-Mail von der Sprachschule brachte eine unmissverständliche Botschaft: Wir sollen die Starken im Kurs mitnehmen und die Schwachen fallen lassen. Das Kursziel steht im Mittelpunkt, nicht die individuellen Lernerfolge der Teilnehmer.

Die E-Mail betonte die Dringlichkeit, das Endziel des Kurses im Blick zu behalten, und legte klare Ziele fest: Die Teilnehmer sollten das Niveau A2.1 bzw. A2.2 erreichen, ungeachtet möglicher Lücken in der Basisgrammatik auf A1-Niveau. Doch diese oberflächliche Betrachtung des Unterrichts widerspricht meiner pädagogischen Überzeugung.

Als Lehrerin verstehe ich, dass jeder Lernende individuelle Bedürfnisse und Stärken hat. Während einige schnell Fortschritte machen, benötigen andere mehr Zeit und Unterstützung, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Eine pauschale Ausrichtung auf die "Starken" und das Ignorieren der Schwächeren ist für mich keine Option.

Mein Unterrichtsethos beruht darauf, alle Teilnehmer auf ihrem individuellen Lernweg zu begleiten und sicherzustellen, dass sie nicht nur das Kursziel erreichen, sondern auch ein solides Verständnis der Sprache entwickeln. Das bedeutet, dass ich mich nicht einfach an den Stärksten im Kurs orientiere, sondern jeden Schüler ermutige und unterstütze, unabhängig von ihrem aktuellen Niveau.

Trotz der klaren Ansage der Sprachschule stehe ich fest hinter meiner pädagogischen Überzeugung: Bildung sollte nicht auf Kosten der individuellen Lernerfolge geopfert werden. Denn letztendlich ist es nicht nur das Erreichen des Niveaus, das zählt, sondern die Fähigkeit der Schüler, die Sprache tatsächlich zu beherrschen und anzuwenden.

Bild: kreiert nach eigenen Ideen mit Bing + eigenen Text hinzugefügt


English

In a world where achieving objectives seems to reign supreme, my everyday life as a freelance German trainer finds itself in an unexpected dilemma. A recent email from the language school delivered a clear message: we are to focus on taking the strong students along while letting the weak ones fall behind. The course goal is paramount, not the individual learning outcomes of the participants.

The email emphasized the urgency of keeping the end goal of the course in mind, setting clear objectives: participants should reach level A2.1 or A2.2, regardless of any gaps in basic grammar at the A1 level. However, this superficial approach to teaching contradicts my pedagogical beliefs.

As an educator, I understand that each learner has individual needs and strengths. While some make rapid progress, others require more time and support to realize their full potential. A blanket focus on the "strong" students and ignoring the weaker ones is not an option for me.

My teaching ethos is based on accompanying all participants on their individual learning journeys and ensuring that they not only achieve the course goal but also develop a solid understanding of the language. This means that I do not simply align myself with the strongest students in the class but encourage and support every student, regardless of their current level.

Despite the clear directive from the language school, I stand firm in my pedagogical conviction: education should not be sacrificed at the expense of individual learning outcomes. Because ultimately, it is not just about reaching the level that matters, but the students' ability to truly master and apply the language.

Image: Created using Bing adding my own text



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